Skip to main content

2. DGINA-Blitzumfrage bei den Notfallkliniken zeigte eine anhaltende Belastungssituation

16. April 2024

2. DGINA-Blitzumfrage bei den Notfallkliniken zeigte eine anhaltende Belastungssituation
Anhaltende Kapazitätsengpässe durch Personal- und Bettenmangel

Nach der 1. Blitzumfrage vom Juli 2022 wurde vom DGINA Vorstand im November 2023 eine erneute Umfrage zur Belastung von Notfallabteilungen in Hinblick auf Overcrowding- und Exit Block-Situationen durchgeführt, deren Ergebnisse nun in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts veröffentlicht wurden. "Blitzumfrage an Notfallkliniken - Bettenkontingente für Notfälle absichern" im Ärzteblatt vom 19. April 2024 

Die Beteiligung an der 2. Blitzumfrage war mit 389 teilnehmenden Notfallkliniken (von insgesamt ca. 1065) nochmals um 7,5% höher als bei der ersten Umfrage im Jahr zuvor und umfasste somit 36,5% der deutschen Notfallabteilungen. Diese versorgen jährlich über 11 Millionen der 25 Millionen Notfallkontakte in deutschen Kliniken (44,7%). Damit gibt auch die erneute Umfrage wieder einen sehr realistischen Eindruck von der aktuellen Versorgungssituation der Notfallpatienten in Deutschland.

Aus allen Stufen der Notfallversorgung gingen Rückmeldungen ein: Basisnotfallversorgung 29,6%%, Erweiterte Notfallversorgung 37,8%%, Umfassende Notfallversorgung 32,7%%. Der Fragebogen umfasste 14 Fragen und ein Kommentarfeld zur aktuellen Lage der Patientenversorgung in den Notfallabteilungen; Tag der Datenerhebung war der 14.11.2023.

Das Umfrageergebnis zeigt folgendes Szenario bei den Notfallkliniken:

  1. Anhaltende Reduktion der Planbetten
    Die real belegbaren Betten lagen im Durchschnitt der Kliniken um 16,7% niedriger als die im Krankenhausplan angegeben Planbetten der Häuser vor der Corona-Pandemie. In 85% der Häuser wurde ein Mangel an normalstationären Betten, in 43% an Intensivbetten und in 44% an Intermediate Care-Betten berichtet.
  2. Personalmangel
    in 93,3% der Notfallabteilungen bestanden Personalengpässe – in 63,2% durch unbesetzte Stellen im Pflegebereich und in 50,1% im ärztlichen Dienst. 88,2% der Kliniken berichteten über aktuelle Krankheitsausfälle.
    Nur 6,7% der Teilnehmer gaben an, keinen Personalmangel zu verzeichnen.
  3. Überfüllung (Overcrowding) und Abflussblockade (Exit Block) der Notfallabteilungen
    59,1% der Notfallkliniken berichteten am Erhebungstag über eine Überfüllung (Overcrowding) der Notfallabteilung, die in Anlehnung an die international anerkannte CEDOC-Skala ermittelt und mit CEDOC Level 4 – 6 quantifiziert wurde. Ursache des Overcrowdings war einerseits die fehlende Möglichkeit, die Patienten zur weiteren Behandlung auf eine periphere Station abzuverlegen (85,3%), anderseits die anhaltende Zuweisung von Patienten über den Rettungsdienst. 52,2% der Notfallkliniken hatten bei der integrierten Leitstelle ihre Kapazitätserschöpfung angezeigt. Trotz Meldung der Notfallklinik über erschöpfte Versorgungsmöglichkeiten wurden diese in 70,2% weiterhin durch den Rettungsdienst angefahren. Hinzu kommt, dass gut 30% der überlasteten Kliniken eine Nicht-Abmeldeanweisung von der Geschäftsführung erhielten. 28,5% der Notfallkliniken waren aufgrund des Bettenmangels gezwungen, ihre Patienten in andere Kliniken zu verlegen. Der Exit Block ist eine der Hauptursachen für Overcrowding und 89% der Teilnehmer berichteten, dass diese Abflussblockaden in den letzten 12 Monaten zugenommen hätten oder zumindest gleichgeblieben waren. Das Ausmaß des Exit Blocks in den Notfallabteilungen ist ein wichtiger Surrogat-Parameter für die ressourcenabhängige Leistungsfähigkeit des Krankenhauses.
  4. Fehlende Konsequenzen aus Erfahrungen mit Überlastungssituationen
    Über 50% der Notfallabteilungen gaben an, innerhalb des letzten Jahres keine Maßnahmen gegen Overcrowding und Exit Block ergriffen zu haben und deutliche Maßnahmen wurden nur in 8% der Kliniken umgesetzt.

Notfallabteilungen bleiben ein Indikator für die Belastung des Gesundheitssystems
Die Umfrage zeigte erneut, dass sich durch die Betrachtung der Situation der Notfallabteilungen sehr sensitiv erfassen lässt, unter welcher Belastung das gesamte Gesundheitssystem aktuell arbeitet. Dadurch, dass der Zufluss der Patienten sich nicht mehr nennenswert reduziert, der Abfluss aber massiv behindert ist, sind die Notaufnahmen von dem Bettenmangel in besonderem Maße betroffen und das ohnehin belastete Personal wird stark überfordert. Für eine ressourcenbasierte Steuerung der Gesundheitsversorgung muss ein kontinuierliches Monitoring der Belastungen der Notfallkliniken erfolgen, um eine bessere Ressourcensteuerung zu erreichen. Die DGINA hat schon während der Corona-Zeit für diesen Zweck Notaufnahme-Ampel entwickelt, die nun in einer überarbeiteten Version auch weitergeführt werden soll.

Forderungen der DGINA:

  • Kontinuierliches Monitoring der Auslastungsparameter in den Notfallabteilungen der Krankenhäuser.
  • Verpflichtende Erstellung von Cowding-Konzepten mit Maßnahmenplänen zur Prävention bzw. Bewältigung von Überlastungssituationen.
  • Planung und Sicherstellung von stets verfügbaren Bettenkontingenten für Notfallpatienten auf Intensiv-, IMC- und Normalstationen.
  • Ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen für die Notfallversorgung zur Umsetzung der Leistungsgruppe „Notfallmedizin

Lesen Sie Ergebnisse im Einzelnen

DGINA 2.Blitzumfrage_Ergebnisse_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Baden-Wurttemberg_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Bayern_11-2023.pdf

 DGINA-Blitzumfrage_Berlin_11-2023.pdf

 DGINA-Blitzumfrage_Brandenburg_11-2023.pdf

 DGINA-Blitzumfrage_Bremen_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Hamburg_11-2023.pdf 

DGINA-Blitzumfrage_Hessen_11-2023.pdf 

DGINA-Blitzumfrage_Mecklenburg-Vorpommern_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Niedersachsen_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Nordrhein-Westfalen_11-2023.pdf

 DGINA-Blitzumfrage_Rheinland-Pfalz_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Sachsen-Anhalt_11-2023.pdf 

 DGINA-Blitzumfrage_Sachsen_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Schleswig-Holstein_11-2023.pdf

DGINA-Blitzumfrage_Thuringen_11-2023.pdf

Information

  • Veröffentlicht: 16. April 2024

Weitere Neuigkeiten