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Überlastung des Personals gefährdet Notfallversorgung

  • 27. Mai 2022 |
  • Presse-Mitteilungen

Freitag, 27. Mai 2022

Berlin. Am 27. Mai findet zum fünften Mal der World Emergency Day statt. In diesem Jahr steht das Thema Burnout beim Notaufnahmepersonal im Mittelpunkt der Kampagne. Unter dem Motto „We take care of you, please take care of us” machen notfallmedizinische Fachgesellschaften aus aller Welt auf die Folgen der hohen Arbeitsbelastung in Notaufnahmen während der Pandemie aufmerksam.

Eine aktuelle Umfrage der European Society of Emergency Medicine unter notfallmedizinischen Fachkräften aus 89 Ländern zeichnet ein alarmierendes Bild: 62 Prozent der Befragten stellten mindestens ein Symptom von Burnout bei sich fest. Bei 31,2 Prozent waren es sogar zwei Symptome. Altbekannte Probleme wie Personalmangel, begrenzte Ressourcen, überfüllte Notaufnahmen und fehlende Wertschätzung seien durch die Pandemie noch einmal deutlich verschärft worden, resümieren die Autoren der Erhebung. Die Umfrageergebnisse werden heute (27. Mai) im European Journal of Emergency Medicine veröffentlicht.

Dass gerade auch die Notaufnahmen in Deutschland besonders von der Pandemie betroffen waren, zeigt ein Blick in die „Notaufnahme-Ampel“, die die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) vor eineinhalb Jahren eingeführt hat. In diesem Register können Notaufnahmen aus ganz Deutschland tagesaktuell Daten zur Systemauslastung melden. Neben allgemeinen Fallzahlen werden auch der Anteil der Patienten mit COVID-19 sowie pandemiebedingte Personalausfälle erfasst. (Link zur Ampel: https://blog.dgina.de/corona-notaufnahme-ampel-deutschland-c-nad/)

„Seitdem es die Ampel gibt, haben jeden Tag Notaufnahmen von Krankenhäusern eine rote Auslastung gemeldet. Das bedeutet eine eingeschränkte Verfügbarkeit für den Rettungsdienst und dass zeitweise nicht allen Patientenbedürfnissen adäquat nachgekommen werden kann“, erklärt DGINA-Präsident Martin Pin. Der Chefarzt der Notaufnahme am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf warnt: „Eine hohe Arbeitsbelastung und drohender Burnout des ärztlichen und pflegerischen Personals in Notaufnahmen gefährden auch die Patientensicherheit“.

Die Frage, welche Arbeitsbedingungen das Notaufnahmepersonal gesundheitlich beeinträchtigen und wie gegengesteuert werden kann, beleuchtet erstmalig systematisch eine Münchner Studie, die von der European Society for Emergency Medicine (EUSEM) in sechs europäischen Ländern durchgeführt wurde. Neben Überfüllung der Notfallkliniken stehen Multitasking, unterbrochene Arbeitsabläufe, Zeitdruck und Gewalt unter den häufig genannten Aspekten der herausfordernden Arbeitswelt von Notfallmedizinern und Notfallpflegenden.

„Die Europastudie zeigt: Kritische und belastende Situationen sind Alltag in allen Notfallkliniken. Neben ausreichender Personalstärke und optimaler Organisation sind ausreichende Erholungsphasen für die Teammitglieder der Notfallkliniken essenziell“ sagt Prof. Dr. Christoph Dodt, Mitautor der Studie und Vizepräsident der EUSEM.

DGINA fordert Pflegepersonaluntergrenzen

Als eine zentrale Maßnahme, um die Situation zu entschärfen, fordert die DGINA schon seit Langem Personaluntergrenzen für Pflegepersonal in Notaufnahmen. „Defizite in der Pflegepersonalbesetzung haben nicht nur unmittelbar negative Auswirkungen auf die Patientensicherheit, sondern können kurz- bis mittelfristig auch zu einer gesundheitlichen Gefährdung des noch vorhandenen Personals führen und damit den Pflegemangel weiter verstärken“, warnt DGINA-Präsident Martin Pin. Pflegepersonal-Untergrenzen für Notaufnahmen sollen nach Ansicht der der DGINA anhand eines von den notfallmedizinischen Fachgesellschaften erarbeiteten Schlüssels bestimmt werden. In die Berechnung fließen unter anderem die Anzahl der ambulanten und stationären Notaufnahmepatienten pro Jahr, die Anzahl der Beobachtungsbetten und die administrativen Tätigkeiten des Personals ein.

Kontakt:
Dr. Caroline Mayer
Pressesprecherin DGINA e.V.
Mobil 0177-6233876
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Deutsche Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e.V.
Geschäftsstelle: Hohenzollerndamm 152, 14199 Berlin
Sitz: Hamburg – Vereinsregister: Amtsgericht Hamburg, VR 19359