ß-Blocker und Calziumantagonisten gehören zur Standardtherapie des internistischen „Standard“ -Puatienten in der Notaufnahme. Trotz ihres positiven Stellenwertes gilt auch hier: Dosis venenum facit! Was also tun bei versehentlicher, oder auch absichtlicher Überdosierung/Intoxikation? Wie dem – oft sehr instabilen- bradykarden und hypotonen Patienten helfen?
In einem aktuellen Übersichtsartikel werden die medikamentösen Therapiemassnahmen exzellent zusammengefasst: Sowohl für ß-Blocker als auch Ca-Antagonisten-Intoxikation gilt: kardiodepressive Wirkung aufheben! Die aufgeführten Therapiemaßnahmen sollten also bei beiden Medikamenten angewandt werden (auch weil klinisch und anamnestisch oft nicht zwischen einer „reinen“ ß-Blocker oder „reinen“ Ca-Antagonisten-Intox. unterschieden werden kann!).
- Schritt: i.v. Flüssigkeitssubstitution und Atropin (nur bei leichten Intoxikationen wirksam!)
- Schritt: Calcium (streng i.v., da sonst Gewebsnekrosen!): 30 ml Ca-Glukonat 10% od 10 ml Ca-Chlorid 10%; Wdh. nach 15-20 min; nach 3 Wdh.: Serumwert monitoren, um Hypercalzaemie zu vermeiden! Cave bei Digitalisintoxikation !
- Schritt: Glucagon 3-5 mg IV über 1 min, Wdhg bis 10 mg,Wdh der 10 mg Dosis n Bedarf; ggf kontinuierlich (falls wirksam): 2-10 mg/h; keine Höchstdosis; Wirkg: erhöht intrazelluläres cAMP unabhängig vom b-Rez.; NW: Diarrhoe, Hypo-K, BZ.., emetogen: Aspirationsgefahr! > Kombi mit MCP/Vomex
- Schritt: HIET (High dose Insulin Euglycemic Therapy): 1IE/ kg KG i.v.Bolus, dann kontinuierlich Stadt 0,5 IE/kgKG/h alle 30 min steigern bis 3 – 5 (-10?) IE/kg/h in Kombi Glucose (Ziel-BZ: 100-200 mg/dl): ca. 0,5 gr/kg/h (ZVK bei höherprozentiger Glucose-Lösung!) ; Effekt erst nach 15-60 min > früh beginnen (falls Atropin/Ca/Glucagon ineffekiv!); NW: Hypo-glykämie,-kaliämie (s auch )
Was noch?
In den ersten 2 h Stunden nach Ingestion sollte beim wachen Patienten Aktivkohle gegeben werden. Katecholamine sollten frühzeitig eingesetzt werden, entfalten aber leider wegen der blockierten Kanäle oft nicht die gewünschte Wirkung. Ebenso sollte frühzeitig an eine passagere Schrittmacherimplantation gedacht werden. Eine Hämodialyse kann bei Atenolol- (gegfalls auch bei Sotalol-)Intox erwogen werden.
Interessante Facts:
- Pat. mit Ca-Antagonisten-Intox. sind oft trotz schwerer Hypotonie/Bradykardie wach, ß-Blocker-Intoxikierte meist bewusstseinsgetrübt, atemdeprimiert.
- Propanolol bewirkt oft zerebrale Krampfanfälle und breite QRS-Komplexe im EKG
- Ca- Antagonisten vom Nifedipin-Typ bewirken eine Reflextachykardie > hypotoner, aber tachykarder Patient!
- Ca-Antagonisten bewirken oft eine Hypoglykämie
wie erklärt man sich die Effektivität der Insulintherapie?
Die Wirkung der Insulintherapie erklärt sich durch die Rezeptorunabhängige Stimulierung der cAMP Pathways. Es werden noch weitere Effekte diskutiert. Zusammenfassend schein die hochdosierte Insulintherapie anderen Therapiearten bei Ca-Blocker bzw. Beta-Blocker Intoxikation überlegen zu sein.
@Prof. Dr. Michael Christ:
also den gleichen weg wie das glucagon.
gibts da vergleiche?
beides zusammen? oder erst glucagon dann insulin? oder erspart man sich glucagon wenn man insulin gibt?